Die Nachfrage nach elektrisch betriebenen Fahrzeugen nimmt weiter stark zu – auch in der Schweiz. Während der Automarkt insgesamt wegen der Coronakrise einen massiven Einbruch erlitt, konnten die E-Autos erneut zulegen.
2020 war auch für die Autobranche ein sehr schwieriges Jahr. In der Schweiz wurden gemäss auto-schweiz rund 75 000 Fahrzeuge weniger verkauft als noch 2019, was einem Rückgang von 24 % entspricht. Erfreulicherweise liessen sich die Schweizerinnen und Schweizer aber nicht davon abhalten, von Benzinern und Dieseln auf Stromer umzusteigen. Knapp 20 000 reine Elektroautos wurden 2020 immatrikuliert, ein Plus von fast 50 % gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt betrug der Marktanteil der Steckerfahrzeuge (E-Autos sowie Hybridfahrzeuge) an den Neuzulassungen 14,3 %. Damit wurden die Ziele der Roadmap Elektromobilität (15 % bis 2022) schon letztes Jahr fast erreicht.
Der Blick auf die Statistik der meistverkauften batterieelektrischen Fahrzeuge (d. h. ohne Hybridfahrzeuge) zeigt, dass der Model 3 von Tesla nach wie vor das mit Abstand beliebteste Elektroauto war. Allerdings war die Zuwachsrate mit 0,5 % gering, insgesamt hat Tesla sogar erstmals in der Schweiz weniger Fahrzeuge verkauft als im Vorjahr. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Modellpalette deutlich gewachsen ist. So konnten sich mit dem ID3 von VW, dem Mini Cooper und den Skoda Citigo iV gleich drei neu lancierte Modelle in den TOP10 der meistverkauften Modelle festsetzen (siehe Grafik). Auch der bereits bekannte Renault Zoe verkaufte sich im vergangenen Jahr nochmals deutlich besser als 2019. Elektroauto-Kunden dürfen sich also einerseits über eine grössere Auswahl freuen, andererseits aber wohl bald auch über sinkende Preise. Konkurrenz belebt ja schliesslich das Geschäft.
(Grafik: Swiss eMobility)
Heute sind die Kosten nämlich für viele Automobilisten ein Hemmnis beim Umstieg vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb. Claudio Pfister, Leiter Fachgesellschaft e-mobile, stellt fest: «Für Normalverbraucher ist effiziente Mobilität heute noch mit höheren Investitionen verbunden. Wer genauer rechnet, sieht aber rasch, dass über den Lebenszyklus eines konventionellen Autos (100 000 bis 200 000 km) Treibstoffkosten von 10 000 bis 40 000 Franken anfallen.» Regelmässige Wartungskosten sind darin noch nicht enthalten. Elektroautos dagegen punkten mit tiefen Betriebskosten: Strom ist wesentlich billiger als Treibstoff und auch für die Wartung fallen in der Regel weniger Ausgaben an. Pfister prophezeit daher, dass ähnlich wie beim Umstieg von Ölheizung auf Wärmepumpe auch die Schweiz dem globalen Trend zur effizienteren Elektromobilität folgen wird.
Ein von EnergieSchweiz veröffentlichter Handlungsleitfaden mit Praxisbeispielen bietet zudem konkrete Massnahmenvorschläge und Praxisbeispiele, um Städte und Gemeinden zur Förderung von Elektromobilität zu animieren. Der Leitfaden deckt unter anderem die Bereiche Planung, Beratung und Infrastruktur ab. Zudem hat der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein SIA im vergangenen Jahr das Merkblatt 2060 veröffentlicht. Dieses beinhaltet Empfehlungen für Eigentümerschaften und Immobilienverwaltungen, wie sie ihre Infrastruktur für die Elektromobilität vorbereiten können.
Das Aufladen von Elektroautos benötigt Strom. Mit der Anbindung der Ladestation an die Photovoltaikanlage auf dem Dach können Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer einen Teil davon selbst erzeugen – kostengünstig und umweltfreundlich. Mit einem Lastmanagementsystem kann der Ladevorgang auf den Betrieb von Verbrauchern wie Wärmepumpe, Boiler oder Waschmaschine abgestimmt werden. So erhöht sich der Eigenverbrauch, was die Rendite der PV-Anlage erhöht. Die Installation der Ladestation und die Anbindung der PV-Anlage sollte ein qualifizierter Elektroinstallateur vornehmen, der sich mit Normen und Anforderungen für den Anschluss von Ladestationen auskennt. Vor allem bei älteren Gebäuden muss die Elektroinstallation geprüft werden. Nur so ist das Laden bei voller Leistung auch über mehrere Stunden hinweg sicher.
Doch trotz der vielen positiven Entwicklungen bei der Elektromobilität bestehen auch nach wie vor Herausforderungen, die es noch zu meistern gilt. Das 10. Kundenbarometer erneuerbare Energien beispielsweise zeigt, dass viele Menschen den Einfluss der Mobilität auf dem Klimaschutz nicht kennen. Eine im Rahmen des Barometers durchgeführte Umfrage ergab, dass nur 24 % der Schweizerinnen und Schweizer bewusst ist, dass sich CO₂-Emissionen durch nachhaltige Mobilitätsformen wie die Elektromobilität senken lassen. Und nur gerade 18 % der Befragten wussten, wie viele Gramm CO₂ ihr Fahrzeug pro Kilometer ausstösst. Solche Wissenslücken wirken sich negativ auf die Umwelt aus, denn hierzulande ist der Verkehr für rund ein Drittel der CO₂-Emissionen verantwortlich – und davon entfallen 75 % auf Personenwagen.
Die Umfrage zeigte jedoch auf, dass das Interesse an der nachhaltigen Mobilität durchaus vorhanden ist. Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden konnte sich vorstellen, in den nächsten fünf Jahren ein Elektroauto zu kaufen. Zudem waren 60 % der Befragten der Meinung, dass Elektroautos einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der CO₂-Emissionen leisten können. Es gibt also auch positive Anzeichen dafür, dass die bestehenden Hürden für die breite Marktdurchdringung von Elektroautos noch überwunden werden können.
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